Berlin Marathon – 30.09.2012 (Teil2 – Erlebnisbericht)

Berlin Marathon 2012 – mein „erstes Mal“ – „You can do it!“

Ein Marathon findet zwar an nur einem Tag statt, aber präsent ist er schon lange Zeit davor…

Schon als Kind saß ich in den 80er Jahren mit meiner Familie auf den Glaskästen am Ku´damm und jubelte den Marathon Finishern zu. Damals sagte ich kindlich naiv „das möchte ich später auch mal machen – wenigstens ein Mal.“
Als ich vor zweieinhalb Jahren wieder mit dem Laufen anfing, war an Marathon überhaupt nicht zu denken – auch mit Wettkämpfen wollte ich ja eigentlich nichts mehr zu tun haben…
Durch die vielen schönen Erzählungen der Pegasos-Marathon-Finisher verstärkte sich ab Mitte 2011 mein Kindheitstraum wieder – ich wollte auch ein „Finisher“ werden!
Was ich aber nicht wollte war, dass ich einmal mitmache und so eine Qual erleide, dass ich nie wieder Marathon laufen möchte. Deshalb überlegte ich mir als Ziel „mit einem Lächeln über die Ziellinie zu laufen“.
Im Herbst 2011 melde ich mich über Uwe an und begann, strukturierter zu trainieren, denn durch Frau/Kinder und deren eigene Freizeit-Bedürfnisse hatte ich ja nicht mehr Zeit als vorher – die üblichen 3-4 Mal pro Woche Training mussten ausreichen, aber ab jetzt sinnvoller genutzt werden.
Die Monate des Trainings vergingen, zwischendurch gab es durch einige Wettkämpfe (Grizzly, mehrere Halbmarathons, Big25 und den Panoramalauf im Elbsandsteingebirge) zwar „nette Abwechslungen“, aber im Hinterkopf blieb immer DER TAG X und der kam auf einmal ganz schnell:
Am Donnerstag vor dem Marathon sollte mittels Marathonmesse eine erste Einstimmung auf den Marathon erfolgen – aber was kam, waren Halsschmerzen (und meine Vorfreude sank fast auf den Nullpunkt)… Ich traf morgens im Dienst die Kollegin, die mich überhaupt wieder zum Laufen gebracht hat. Sie empfahl mir unterschiedlichste Erkältungs- und Vitaminpräparate – ich habe sie alle ausprobiert (vielen Dank noch einmal an Ulrike!).
Am frühen Nachmittag fuhr ich mit Anja (trotzdem) zur Messe und wir trafen „halb Pegasos“ – total klasse! Als wir Uwe und Cordula trafen, und ich von meinen Wehwehchen erzählte, organisierten sie mir per Telefon eine Vitamininfusion für den nächsten Morgen – dafür auch noch mal vielen, vielen Dank!
Meine Halsschmerzen verschwanden tatsächlich am Samstag, aber ich war einfach nur schlapp und unschlüssig, was ich denn nun machen soll. Zum Abend hin überredete ich meine Eltern, nicht zum Marathon zu kommen, da ich nicht wußte, ob und wenn ja, wie lange ich laufen würde/kann…
Am Sonntag wachte ich gegen 5 Uhr vor dem Wecker auf und überlegte schlaftrunken, ob ich zur Arbeit müsse… ach nein, es ist ja Wochenende… Sonntag: Marathonsonntag – und ich war innerhalb weniger Augenblicke so voller Adrenalin, dass ich nicht mehr einschätzen konnte, ob ich nun fitter sei als gestern. Halsschmerzen waren auf jeden Fall nicht mehr vorhanden, also beschloss ich, hinzugehen und zu sehen, wie weit die Füße tragen – hab‘ ja schließlich nicht wenig Geld für den „Spaß“ hingelegt, also möchte ich auch das Flair erleben!
Am Frühstückstisch überreichte mir Anja noch zwei Präsente (vielen Dank dafür):
1. Ein Entspannungsbadezusatz (sehr vorausschauend!)
2. Beim B2run traf ich ja Joey Kelly (siehe Eventbericht) – Anja hat ihn danach noch einmal angesprochen, ob er mir -ohne mein Wissen- für meinen ersten Marathon etwas auf die Rückseite meiner Startnummer schreiben würde – „You can do it – good luck! Joey Kelly“ – ich freute mich riesig!
Was ich Anja erst nach dem Marathon erzählt habe: Ich habe mir auf meinen linken Unterarm (neben meine Uhr) „You can do it!“ geschrieben, damit ich, falls die Beine irgendwann schwerer werden, eine Motivationshilfe habe und an die morgentliche Überraschung erinnert werde! Es hat geholfen!!!

Um 8:50 Uhr stand ich in meinem Start-Block, umringt von vielen ähnlich „positiv Bekloppten“, die bei schönstem Sonnenschein dem Start entgegenfieberten. Da ich ein Mini-Telefon dabei hatte, habe ich noch schnell meine Eltern angerufen, damit sie wissen, dass ich starte. Anja hatte trockene Wechselwäsche für mich dabei (falls ich aussteigen muss) und wollte mir an drei Punkten (zwischendurch mit dem Fahrrad unterwegs) „beistehen“. Ich freute mich schon jetzt auf die Wegpunkte, an denen Anja auf mich wartete (ca. Km 6, 22 und 35).
Um 9:08 Uhr ging es dann endlich auch für meinen Block los – mein Adrenalin überdeckte immer noch alles andere in meinem Körper, also lief ich los, um zu genießen! Und so kam es dann auch: Anfangs kontrollierte ich noch regelmäßig meine Zeiten, damit ich bloß nicht zu schnell loslaufe, aber nach einigen Kilometern lief ich fast nur noch nach Gefühl – also so, dass ich das Gefühl hatte, ganz viel vom Lauf und der Atmosphäre mitzubekommen! Die Stimmung an der Strecke war genauso gut wie das Wetter, vielleicht sogar noch besser!
Bei Km 15 traf ich eine Gruppe Edeka-Läufer (liebe Grüße an Manfred) und ich freute mich über vertraute Gesichter. Wir liefen einen Km zusammen und quatschten, dann lief ich meinen Rhythmus weiter. Nach der Hälfte (mir ging es immer noch ganz gut) wurde ich langsam misstrauisch – mir kam der so oft erwähnte „Hammermann“ in den Sinn. Was, wenn er sich jetzt schon blicken lässt??? – Egal, ich laufe einfach mein Tempo weiter und wir werden sehen! Die Gedanken verschwanden auch bald wieder, denn alle paar hundert Meter gab es neue Bands oder Soundstationen, die die Strecke abwechslungsreich beschallten (ok, nicht immer mein Geschmack, aber der gute Wille zählt!). Außerdem waren bei bestem Wetter wirklich Menschenmassen an der Strecke, die mich teilweise an die engen Zuschauergassen bei der Tour de France erinnerten. Bei Km 35 sah ich Anja zum letzten Mal, das heißt ab jetzt: Durchlaufen. Bei Km 38,5 wurde es ein wenig anstrengender, aber nicht unerträglich, denn das Ziel war ja nicht mehr weit!
Und dann sah ich das Brandenburger Tor! Ok, mittlerweile bin ich ja schon bei einigen Events dort durchgelaufen, aber ich wusste, danach ist es nicht mehr weit. Was nach dem Tor kam, war unbeschreiblich: Wir Läufer liefen an der voll besetzten Tribüne kurz vor dem Ziel vorbei und alle jubelten uns zu – und das, obwohl schon knapp 10000 andere Läufer vorher dort vorbeigekommen sind! Das war wirklich der ergreifendste Moment des gesamten Marathons!
Im Ziel konnte ich noch gar nicht richtig realisieren, dass ich das geschafft habe, worauf ich ein Jahr lang hin trainiert habe: Mit einem Lächeln über die Ziellinie zu laufen! Es war einfach toll!

Nach dem Lauf fragte ich mich „wo war eigentlich der Hammermann“? – Klar, es hatten ja gerade die Herbstferien begonnen, der war bestimmt schon im Urlaub…!

Mit flügelschlagendem Gruß
Marco Ast

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