Monschau Ultra Marathon – 12.08.2018

Warum zum Teufel rennt man denn 56km – und dazu noch gespickt mit 950 Höhenmetern – reicht denn der „normale“ Marathon nicht schon aus ?
Mit dieser Frage wurde ich im Freundes- und Bekanntenkreis konfrontiert, als ich entschieden hatte, mich für den Monschau Marathon am 12.08.2018 anzumelden.
Das Interesse an einem Lauf mit „Überlänge“ kam eigentlich erstmals beim „Röntgenmarathon“ in Remscheid auf, wo man nach den 42km die Möglichkeit hatte, spontan auf 65km zu verlängern – das war mir aber damals noch zu heftig. Also hatte ich danach interessante Landschaftsmarathons im Blick, die auch die Option für eine Ultradistanz boten. Eine tolle Webseite hierfür war „trailrunning.de“ mit Terminen und Laufberichten, etc. – hierüber wurde ich auch auf den Monschau Marathon mit Option zum Ultra Lauf aufmerksam . Exzellente Kritiken und als echter Tipp angepriesen, wagte ich mich also am 12.08.18 an dieses Wagnis.
Der Respekt war extrem groß, denn bisher waren 42km Marathon Distanzen meine magische Grenze und so viele davon hatte ich auch noch nicht absolviert. Die Möglichkeit eines erstmaligen echten Scheiterns bei diesem Lauf wurde mir – trotz guter Trainingsvorbereitung – vor dem Event von Tag zu Tag immer bewusster.
Die Anreise erfolgte über Flughafen Köln/Bonn und 1,5h Fahrt mit dem Mietwagen, wobei mir die Anfahrt bereits wie eine Achterbahn vorkam – nur hoch und runter – ein Vorgeschmack auf den Lauf am Folgetag. Die Stadt Monschau kannte – mich eingeschlossen – geografisch keiner meiner Freunde – einzig unser Pegasos Läufer Günter Lach, der das von Dienstreisen ins direkt benachbarte Belgien kannte und auch als Stadt empfehlen konnte.
Tatsächlich ist die kleine – direkt an der Grenze zu Belgien gelegene – Stadt in der Eifel sehr zu empfehlen und hatte – neben dem Lauf – kulturell, landschaftlich und auch kulinarisch sehr viel für einen Kurztrip am Wochenende zu bieten. Als Unterkunft hatte ich ein Gasthaus mit einem Appartement gewählt, um am Veranstaltungstag mein Frühstück autark zubereiten zu können – eine gute Entscheidung bei einer Startzeit um 06:05 Uhr morgens.
Wetter war perfekt mit morgendlichen 9 Grad – nach den vorher brutal heißen Sommertagen – und einer max. Temperatur von 26 Grad am Nachmittag.
Der Lauf machte von A bis Z einfach nur Spaß – eine familiäre und sehr herzliche Organisation, hilfsbereite Helfer, keine Massenveranstaltung und ganz Monschau ist auf den Beinen, um auch mit kleinen privaten Verpflegungsständen (an einem gab es auf Wunsch sogar einen Becher Bier (verbunden mit viel spaßigen Sprüchen) die Läufer zu unterstützen und mit aufmunternden Worten und kleinen Gesprächen zu motivieren.

Die Ultras starteten zunächst mit einer 14km „Extraschleife“ von Monschau auf das Hohe Venn (einer Hochmooreben in der Eifel), wo man den Sonnenaufgang kurz genießen konnte, hoch zum Steling mit 658 Metern, durch das Naturschutzgebiet Perlenbachtal / Führtsbachtal und wieder zurück nach Monschau, von wo aus dann der „normale“ Marathon beginnt. Durch den zeitversetzten Start der Marathon-Distanzler wurde die Strecke nach der „Einführungsrunde“ dann rasch voller aber ohne, dass man sich gestört fühlte.
Die Strecke bot phantastische Fernblicke, verlief durch Wälder, Wiesen, Felder und Naturschutzgebiete, über kleine Holzbrücken und Bäche, an einem Windpark vorbei, unter einem Viadukt hindurch, usw. und wurde schlicht nie langweilig.
Die vielen, vielen Anstiege waren teilweise sehr knackig, so dass sich Gehpassagen taktisch und körperlich schlicht aufdrängten. Es hieß: Körner einteilen für die unbekannte Distanz.
Wenn man sagt: ein Rennen wird zu einem entscheidenden Teil auch mental bestritten, kann ich das für diesen Lauf mehr als unterschreiben. Mein „Kopfkino“ hat mich leider die ersten 25km sehr stark beschäftigt. Schaffe ich das ? Habe ich mich eventuell übernommen ? Was passiert ab km 42, usw. Fatal ! Ein mögliches Scheitern schien immer wahrscheinlicher obwohl es mir körperlich sehr gut ging und ich mich auch gut trainiert fühlte.
Die Rettung nahte dann in Form eines super sympathischen Mitläufers auf der Ultra Distanz namens Josef. Josef war 61 Jahre alt und hatte viel Erfahrung mit diesem und anderen Ultra Läufen und hatte auch keine Ambitionen bezüglich irgendwelcher Zielzeiten – für ihn war das „nur“ ein Vorbereitungslauf auf einen „100-er“ 4 Wochen später in Belgien.
Herrlich – was spielte ich doch offenbar mit meinen ersten Ultra Ambitionen noch im Sandkasten.
Josef und ich kamen jedenfalls während des Rennens sehr nett ins Gespräch – auch eine Erfahrung die ich aus Marathon-Läufen bisher nicht kannte – und blieben ab km 25 bis zum Ende auch tatsächlich Seite an Seite bis zum Finish. Die Distanz plauderte sich für uns beide locker weg – wir wurden auf der letzten Hälfte sogar unbewusst noch schneller und meine Sorgen verflogen „Schritt für Schritt“.
Die Strecke hatte zum Ende hin dann noch echt fiese Anstiege parat, die Josef kannte und mich auch vorwarnte, als ich das Tempo immer mal wieder etwas anziehen wollte. Eine gute Lektion, wenn man die Strecke nicht kennt !
Nach 7h18 liefen wir dann Seite an Seite mit einem breiten, stolzen Lächeln ins Ziel ein und ich dachte an das Zitat von Nelson Mandela: „It always seems impossible until it is done“.
Ich war super happy, das für mich geschafft zu haben – mein Interesse an Trail-Läufen und auch gelegentlichen Überdistanzen besteht – gerade auch nach diesem tollen Lauf – unverändert.
Fazit: Ein super schöner, sehr zu empfehlender Lauf – egal ob 42km oder 56km – ein Preisgeld, das mit 36€ mehr als zivil und eine Landschaft, die einfach nur Klasse ist.
Monschau selbst ist als Stadt ein kleiner Geheimtipp und das Rote Haus, das Brauerei-Museum und auch der Nationalpark dort sind Klasse. Ein Lauf, den man sich auch mehrmals antun kann.

02.09.18 / Marcus Teschke

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