Und wieder einmal zu langsam ….
… das Alter wird es richten
Die Anmeldung Roth um eine Minute verpasst – für die, die es nicht wissen, es gibt nur wenige Plätze für die Lange Distanz und die werden mit einem Internet-Slot an die Schnellsten vergeben; leider habe ich es nicht geschafft,
…zu langsam…
Für die reinen Läufer zur Info; es geht mir um die „Lange Distanz“ auch „Ironman Distanz“ genannt und im Triathlon bedeutet das, 3,8km Schwimmen, 180km Radfahren und dann der so beliebte Marathon von 42,195km.
Gut, Roth verpasst, also hatte ich Zeit – so dachte ich.
Wenn schon nicht das weltberühmte Roth, dann soll das Martern an einer guten oder bekannten Lokation sein: Die Challange Serie u.a. mit Amsterdam, Dänemark oder Barcelona (mein Favorit) oder die IRONMAN Serie mit Kopenhagen (auch toll) oder Frankfurt vielleicht auch die weltgrößte der ITU mit Hamburg klangen interessant.
Blöd, immer, wenn ich zwischen Beruf, Familie und Training Zeit hatte etwas mehr zu recherchieren, war der Preisslot vorbei oder das Event sogar ausgebucht (zur Info, die Marathongebühren sind ein Klacks, hier fallen ca. 350,- € an).
Erstens kommt es anders als zweitens man denkt: Ich meldete mich am 26.04.2014 für den Berlintriathlon XL an – meine Frau Karen war bislang happy (sie dachte ich verpasse dieses Jahr eine Anmeldung) aber da war doch noch meine Heimatstadt und ein sich gerade entwickelnder Triathlon.
Das Training hat wieder einen Sinn, Radfahren, Laufen und Schwimmen wechselten sich rege ab und variierten in Geschwindigkeit und Distanz.
Der Berlintriathlon XL soll nun zum vierten Mal stattfinden und hat so ca. 90 Verrückte, die sich für die Langdistanz anmelden und 250 für den halben Wahnsinn; ICH BIN NUN EINER DAVON.
Das Training schreitet voran und der Müggelsee wird immer wärmer. 23°C sind die Grenze für das Schwimmen mit Neopren – ohne bin ich die lange Schwimmstrecke noch nie geschwommen. Es war absehbar, dass sich die Temperatur im Müggelsee nicht mehr verringert, daher begann ich, die Trainingseinheiten an meiner Hausstrecke im Aggerstausee auch ohne Neoprenanzug zu meistern. Blöd war nur, der hat maximal 17°C bis 18°C und das ist gerade die Grenze zur Neopflicht; gut hier guckt und prüft keiner, aber nach einer Std. ist man fast blau, fühlt aber dafür nichts mehr. Bedingt durch die Wassertemperaturen gingen halt nur 5km mit oder 2km ohne NEO.
Das Ereignis naht und bedingt durch meine Herkunft sollte es kein Problem sein, eine Bleibe zu finden.
… wieder zu spät…
mein Bruder fliegt in den Urlaub, die zweite Adresse Ronny feiert in Norddeutschland Geburtstag und nun…
Wozu sind alte Freunde da, Claudia und Hartmut aus Rudow (leider keine Ausdauersportler) plante zwar, zu einer Hochzeit zu gehen, übergab uns aber ihre Hausschlüssel und alles war geritzt.
Das Wochenende nahte, die Trainingseinheiten wuchsen und das fast bis zur nicht mehr reversiblen Schmerzgrenze, „weiter machen, bloß nicht aufgeben, die Schmerzen vergehen, der Stolz bleibt“.
Freitag, endlich Freitag … wir fahren nach Berlin, wir fahren nach Berlin; aber nein, gerade den Job gewechselt und ein wichtiges Meeting ist auf 17:00 Uhr angesetzt, das Ende offen. Wieder zu spät, scheinbar das Motto für diesen Event, starteten wir mit meinem neuen BMW nach Berlin, alles lief glatt. Samstag ausschlafen und am Nachmittag die Startunterlagen abholen und die Location sichten. Es sah schon ein wenig familiär aus, aber das Wetter war toll (34°C und Sonnenschein). Um 19:00 Uhr war dann die Wettkampfbesprechung und die tolle Pasta Party mit Lasagne, Spaghetti, Cannelloni und dazu frischer Salat – und dann fing es an, Regen wie aus Eimern, nein aus Badewannen, Blitz und Donner in unter einer Sekunde, d.h. direkt über uns. Mein Fahrrad schon eingecheckt und nicht geschützt; dieses Mal war ich zu früh.
Die Nacht war kurz und um 4:30 Uhr zu Ende, der Schwimmstart um 7:00 Uhr steht bevor; kurzes Einchecken, wird es wieder regnen, blitzen und donnern?
Mit einem Schuss war die aufgestaute Anspannung vorbei, die nächsten Stunden nahmen ihren Lauf. Ach ja, natürlich war das Wasser zu warm, 24,8°C, also weit weg von der Erlaubnis mit NEO zu schwimmen.
Die Strecke war für mich ebenso anders, wie das Schwimmen ohne NEO, nach 1,9km musste man eine steile Treppe herauf, über den Steg wieder ins Wasser, ein langsames Gefälle gefällt nur dem Badenden und noch einmal 1,9km um die Erlösung bei der erneuten Erklimmung der Leiter zu finden.
Endlich geschafft, und das glaubt keiner der nicht Triathleten, geht’s aufs Rad; 180 km bei herrlichen 34°C. 27km in Richtung Rundkurs, 6-mal (oh Gott) der Rundkurs mit ca. 20km und dann wieder zurück zum Müggelsee. Irgendwie bemerkte man weder Temperatur, noch Geschwindigkeit geschweige denn die monotonen Runden. Nach dem zweiten Mal kannte man die Schlaglöcher und Unebenheiten, wich ihnen aus und Schwups, die letzte Runde stand an; nur noch 27km und dieses Mal tat nicht einmal der Hintern weh.
Auch hier wieder eine nicht ganz nachvollziehbare Info; ich freute mich auf den Lauf. Schnell in die Wechselzone, übrigens nach dem Schwimmen hat das Wechseln den Vorteil der Geschwindigkeit – NEO ausziehen kann dauern. Der Lauf kann beginnen und nun kam der Hammer, den kennt ihr Marathonis bei ca. km 30. 34°C ohne Fahrtwind und die sportliche Anstrengung von 8 Std. ist der Hammer, kein Luftzug jedoch eine Strecke zu 90% im Wald. Wieder standen 6 Runden mit 7km an oh je, Runde Nr.1 … kein Ende in Sicht, der Körper heizt sich auf. Nur die gute Organisation, hier durch einen Helfer, der einem KALTES Wasser in Nacken und über den Kopf sprühte, machten Runde um Runde erträglich. Runde 2, 3, 4, 5 vergingen und ich konnte meine schlechte Zeit im Schwimmen und meine mittelmäßige Radgeschwindigkeit durch das Laufen wettmachen. Ich überholte Triathlet um Triathlet und nun die letzte Runde. Oh nein, so schnell wie gestern kamen die schwarzen Wolken und es blitze und donnerte, derzeit mit einem Abstand von 5 min.
War ich wieder zu langsam, wird das Rennen aus sicherheitstechnischen Gründen abgesagt, war alles um sonst?
Die letzte Runde, das kann doch nicht sein, ich gab alles, kann ich meine nun mehr auf 6:00 min/km verlangsamte Geschwindigkeit wieder steigern?
Ja.., ja.., ja.., ich sehe das Ziel, an dem ich bereits 6 Mal vorbei laufen musste und durfte nun die ersehnte linke Spur nehmen und … wo bleibt der Jubel?
Ich lief durchs Ziel und fast keiner war da, ein Fotograf, versteckt unter einem Schirm und ja meine liebe Karen stand da bejubelte mich und nahm mich in Empfang.
Naja, keiner war der Erste Eindruck, es waren schon noch ein paar mehr da aber Blitz, Donner und gussartiger Regen verscheuchten den Groh des Publikums.
Nach kurzer Stärkung schnell das Auschecken des Rades und ab nach Hause, morgen ruft der neue Arbeitgeber.
Das Ergebnis war mir noch nicht bekannt, also fuhr ich mit dem Gedanken nach Hause … und wieder zu spät…
Erst am Folgetag konnte ich meinen Erfolg wahrnehmen, der 3. Platz in meiner Altersgruppe stand in der Liste. Platz 38 über alles also trotz meines Alters im Mittelfeld.
Nun zu den Zeiten, ich paddelte incl. der Wechselzeit die 3,8km in 1:58 Std., für mit durchschnittlich 30km/h die 180km, also unter 6 Std. und lief trotz der Hitze den Marathon in 4:20 Std. Die Marathonzeit ist die für mich schlechteste in meiner sportlichen Kariere, bin aber im Nachhinein mit der Laufpositionierung Platz 22 über alle recht zufrieden – es war ja nicht nur für mich so heiß.
Wenn ich euch nicht zu sehr gelangweilt habe noch ein kurzer Schmankerl, wie ich eigentlich vom Läufer zum Triathlet mutierte. Auch das wird keiner glauben; es war eine typische Läuferverletzung. Die Achillessehne machte mir immer wieder Kummer, trotz mehrmaligen, teilweise langen Pausen kam der Schmerz (ihr erinnert euch: „…fast bis zur nicht mehr reversiblen Schmerzgrenze …“) direkt nach der ersten Laufeinheit wieder. Ich musste oder wollte irgendwie weiter fit bleiben und fing das Radfahren an. Das Training mit dem Rad war wie eine Therapie, die Schmerzen waren weg. Ein halbes Jahr verstärktes Radfahren und achillessehnenschonendes Laufen hat mich wieder gesundet aber hat auch im Kopf etwas ausgelöst: Triathlon. Nur Schwimmen – ich meine hier das Kraulen und Atmen ohne literweise Wasser zu trinken – musste ich mir noch beibringen.
Bei positivem Feedback zu diesem Artikel kann ich euch ja mal berichten wie der Weg war, das Ziel dahin kennt ihr ja.
Tschüss und bis bald mal wieder in meiner alten Heimat oder bei einem sportlichen Event der Pegasos aus Gummersbach (liegt 40km östlich von Köln)
Dieter Rudolph
Was für ein Wettkampfwochenende: Herzlichen Glückwunsch allen Athleten, die bei einer Wassertemperatur von 24,8°C und Lufttemperatur von 34°C sehr gute Leistungen erkämpften