Grizzly 2014
„Das war das Genialste, was ich bisher in Sachen Laufen mitgemacht habe, allerdings auch das Anstrengendste!“
So lautete der Originalwortlaut meiner ersten Kurznachricht zu meinen Lieben nach Berlin unmittelbar nach dem Grizzly!!
Eigentlich kann ich damit meinen Erlebnisbericht schließen, denn es fällt mir doch schwer die vielen Eindrücke dieses Crosslaufs wahrheitsgetreu niederzuschreiben! Dennoch will ich versuchen:
Samstag, 8. März – 7:10 pünktlicher Start in Schönefeld:
Trotz der frühen Abflugzeit finden sich alle Grizzlyläufer- und begleiter rechtzeitig zum Einchecken ein. Günni vollbringt das Meisterwerk, seinen in der U-Bahn verlorenen Ausweis wiederzufinden und den Flug nicht zu verpasssen.
7:40 Ankunft in London Gatwick:
Zu viert und zu fünft starten mit Mietautos 18 Pegasosse in Richtung Seaton. Eine 4er Reisegruppe, die es nicht abwarten konnte, hatte sich schon genau 24 Stunden vorher auf den Weg gemacht.
Sehr sicher und erfahren im Linksverkehr steuerte Hardy unser Auto in Richtung Seaton. So konnte ich gemütlich hinten sitzend die ersten Eindrücke sammeln. Schon auf dem Weg überraschte mich die schöne Landschaft! Zeitweise kam es mir so vor, als ob wir ins Auenland reisten!
12:30h Ankunft in Seaton und Einzug in unser Quartier:
Seaton ist ein Küsten- und damit ausgesprochener Ferienort. Es liegt direkt in einer Meerbucht, umgeben von steilen Klippen und Felsen!
Unser Hotel oder Pub war der “Kracher“: Von Familienhand geführt gab es dort 9 Zimmer, jedoch alle unterschiedlich aber sehr liebevoll gestaltet. Die ganz besondere persönliche Note erhielt jedes Zimmer durch die teilweise schiefen, verwinkelten Wände, unterschiedlichen Farbtöne und Deko der Tapeten, sowie urige Schrankwände. Hinzu kam, daß die Dielen knarrten und das Schnarchen aus dem Nebenzimmer in der Nacht zu hören war. Selbst beim Husten unter der Dusche wurde ich durch energisches Klopfen eines empfindsamen Nachbarn aus dem flotten 3er Männerzimmer (Ronny?) zur Ruhe ermahnt!! Alle 9 Zimmer wurden von der LG Pegasos gemietet und somit war es für zwei Nächte fest in unserer Hand. Wie sollte es anders sein, liebe Leser, ich und damit auch meine Zimmergenossin Susanna hatten das Glück, in dem schönsten aller Zimmer wohnen zu dürfen: ganz in Terracotta, romantisch, mit italienischem Flair!
Nach dem Belegen der Betten ging es zur “Messe“! Der erfahrene Läufer großer Laufveranstaltungen wird wohl hier enttäuscht, erwartet er endlose Verkaufsstände, neueste Laufmode, Lauftrends, Musik, Kostproben usw. Die Grizzlymesse befindet sich in einer kleinen Markthalle mit drei Ständen:
Ein Stand mit gestrickten Waren, hinter dem Stand sitzend drei markante Frauen, die britischer nicht aussehen konnten, alle strickend. Ein weiterer Stand mit Grizzlysweater- und shirts, alles sehr günstig. Am dritten Stand gab es eine kleine Auswahl an Laufkleidung und Laufutensilien. Ein Tisch mit Flyern und der Laufstrecke diente als Information.
Nach dem Besuch der Messe schlenderten wir durch das Städtchen, bei dem ich den Eindruck bekam, hier ist vor 100 Jahren die Zeit stehen geblieben. Meine fast 80Jährige Mutter kommentierte die Fotos von Seaton und Strand: “Wie bei Rosamunde Pilcher!“ Dem war jedoch nicht so, denn wir trafen beim Bummeln durch die Straßen auf die ersten Plumstead Runners, sowie einen Waschbären an der Leine, der beim Kinderfestival heute als Attraktion seinen Auftritt hatte.
Später liefen wir über den Steinstrand und die Grizzlyläufer der vergangenen Male erzählten von den Erlebnissen, schwelgten in Erinnerungen und brachten mich dadurch immer mehr in Vorfreude und wachsender Neugier auf den nächsten Tag und den Lauf!!
19h Abendessen und Ausklang des Tages im Pub:
Zum Abendessen versammelten sich alle 22 Pegasosse in einem kleinen Schnellrestaurant mit langer Tafel. Zum Ausklang des doch durch das frühe Aufstehen langen Tages kamen wir in dem hauseigenen Pub zusammen. Die Guinessliebhaber kamen hier auf ihre Kosten. Mir schmeckt das Giuness nicht so: irgendwie so wässerig!!
9.März, der Tag des Grizzlyrennens
Nachdem ich in einem riesigen Bett herrlich geschlafen hatte –Danke, Susanna, denn sie überließ mir das Prunkbett!!- ging es noch vor dem Frühstück zum Strand: Seeluft schnuppern, Startvorbereitungen beobachten und die Lufttemperatur testen und damit die Kleiderfrage zu fällen: eindeutig kurz!!
Da der Start erst um 11:30h war, war die Frühstücksathmosphäre sehr entspannt. Das Frühstück war sehr britisch gestaltet. Während die meisten Porridge vor dem Lauf vorzogen, gab es doch mindestens einen Läufer, der mutig und genüßlich Omelett, Schinken etc verspeiste! Für mich doch ein absolutes Phänomen!!
11:30 Start an der Uferpromenade
Vor dem Lauf gab es die üblichen Mannschaftsphotos mit und ohne Plumstead Runners, bis es dann endlich in den Startbereich ging! Allein die Startzeremonie war ein herausragendes und einmaliges Erlebnis. In einer alten Tracht verkleidet mit einer antiken Glocke in der Hand wurden wir Läufer von dem Startgeber auf das bevorstehende Ereignis nahezu einbeschworen. Laut einheizend brüllte er uns Läufern die Parolen des Grizzlys vor, die die Läufergemeinde ebenso so laut im Chor zurückgab.
Schließlich gab die Glocke das Startzeichen und bei strahlendem Sonnenschein und lauen 14C ging es los! Nun hieß es, dieses bevorstehende Laufabenteuer zu bestehen und zu bewältigen! Folgende Widrigkeiten und Herausforderungen gaben der Strecke die persönliche Grizzlynote:
Gleich zu Beginn ging es auf großen Kieselsteinen den Strand entlang. Mühsam rennend kam ich hier voran. Beim zweiten Strandabschnitt bei Meile 16 mit demselben Untergrund waren die Beine zu schwer, sodaß ich dort nur gehend vorankam!!
Über Felder und Wiesen mit und ohne Trampelpfad, teilweise sehr schräg, rutschig, matschig, sumpfig, durch Pfützen über Stock und Stein, steil oder mit Treppen,
Unzählige Berge, Felsen, Klippen steil oder moderat hinauf und genauso wieder hinab! Schnell wurde mir klar, daß das heimische Training in den Sandbergen, am Ehrenpfortenberg und Müllberg nicht annähernd diesen Ansprüchen gerecht wird!!
Es ging durch einen langen eiskalten Wassergraben, aber kalte Füße oder nasse Socken waren, wenn überhaupt nur kurz zu spüren,
Besonders erwähnenswert: die vielen verschiedenen Sorten von Matsch, Sumpf, Schlamm jeglicher Art: dünn, fest, flüssig, knietief, bis zum Knöchel, nach Gülle stinkend, geruchlos, braun, grau, beige, schwarz, quietschend, glucksend, sprudelnd, usw, usw- Matsch , das weiß ich jetzt, kann so vielseitig sein!! Einfach unbeschreiblich!!!
Auf jeden Fall war die Strecke durch die Landschaft in der Natur sehr abwechslungsreich, anspruchsvoll und sehr unterhaltsam: Bands verschiedener Musikrichtungen säumten den Weg. Besonders gefallen hat mir eine kleine Band mit wunderschöner keltischer Musik, die man vom Weiten schon durch das Tal hören konnte!
Am zweiten Strandabschnitt war ein großer Wunschbaum aufgestellt. Hier konnte der Läufer eine Schleife oder ein Band anbringen und somit symbolisch einen guten Wunsch oder eine liebe Erinnerung an jemanden weitergeben.
Weiter erwähnenswert sind die zahllosen Marshalls, die uns Läufer anfeuerten, sehr freundlich waren und Süßigkeiten verteilten. Selber freuten diese sich, wenn wir Läufer diese mit „Thank you, Marshall“ begrüßten!!
Trotz all der vielen Erlebnisse war ich nach 20 Meilen und damit fast 33km froh, ins Ziel zu kommen. Ich habe diesen Lauf sehr anstrengend empfunden: War es die doch ungewohnte Wärme, die ungewohnten Herausforderungen, das ständige Tempowechsel, der verschiedene Untergrund oder hätte ich doch vorher Würstchen und Ei frühstücken sollen??? Auf jeden Fall finde ich den Grizzly körperlich anstrengender als ein „gewöhnlicher“ Marathon, auch wenn das Lauferlebnis eindeutig beeindruckender ist!! Somit war für mich im Ziel schon klar, daß ich hier gerne noch einmal mitlaufen werde!! Im Ziel gab es ein nettes Survivalshirt, keine Medaille, dafür die Feuerwehr, die für die Grobreinigung von Schuhen, Füßen und Unterschenkel sorgte!!
Trotz des Feuerwehrschlauchs tat die heiße Dusche im Hotel sehr gut!
Danach:
Vor dem Essen und dem Beisammensein mit den Londonern ging eine kleine Gruppe in den hoteleigenen Pub zur Livemusik mit Mike! Dort herrschte schon bei unserem Eintreffen Stimmung, die wir durch Feiern und Tanzen weiter aufbesserten!! Die Musik und Stimmung war so gut, daß ein paar Tanzwütige es schafften, trotz 20 Meilen Grizzly richtig abzutanzen!! Selten bin ich so ins Schwitzen gekommen…..
Das schon von Berlin aus vorbestellte Abendessen wurde gemeinsam mit den Plumstead Runners in unserem Hotel eingenommen. Ich hatte mit meinem vegetarischen Essen gut gewählt! Mein Tischnachbar dagegen quälte sich mit seinem Fischbrei arg und versuchte diesen noch mit einer Gabel zu verspeisen?! Irgendwann gab er auf und zog die Flüssignahrung Guiness vor…..!!
Die Londoner ehrten später die ersten drei Besten Männer und Frauen!! Unser Küken Susann, die jüngste Tochter von Birgit und Christoph, ist als Erste von uns Frauen ins Ziel gekommen und bekam einen kleinen Preis überreicht! Herzlichen Glückwunsch!!!!!
10. März:
Zeit zum Abschiednehmen!! In unseren Mietautos geht es zurück nach London. Unsere Reisegruppe machte einen Zwischenstopp in einem kleinen Hafenstädtchen. Dort genießen wir Sonne, Meer, Palmen, Tea and Scones!!
Die Rückfahrt zum Flughafen erschien mir endlos, besonders die vielen Kreisverkehre, der letzte war fast zuviel!!!
Mit schweren Beinen, einen Koffer voll Schmutzwäsche und viel Glückshormonen landen wir gegen 21h in Berlin Schönefeld
Mit flügelschlagenden Grüßen,
Frauke
Nachtrag mit Danksagungen:
- Danke an meinen Flugbegleiter, Betreuer, Personalausweisaufbewahrer, Laufbegleiter der ersten Meilen, Guinessberater und Sachen–in-das-Ziel-Bringer für die Nachsicht und Geduld, die Du mit mir hattest!!!!!
- Danke an meinen Fahrer, habe mich stets von Dir sicher und gut gefahren gefühlt!!!
- Danke an meine Laufschwester für das Wiederfinden meines verlorenen blauen Gegenstandes auf der Strecke und die Einladung in Zimmer 2
- Danke an Katharinas und meinen KLAUS, daß er wieder einmal unser(!) KLAUS war, wenn auch anfangs ein bockiger KLAUS. BusfahrerKlaus steht ihm aber auch gut!!
- Danke an meine Zimmergenossin für die ärztliche Fürsorge nach dem Genuss meines alkoholfreien Guiness!!!
- Danke an das Hotel!!!
- Zuletzt, dafür aber ganz besonders: Danke an die Axe Valley Runners für das unvergeßliche Lauferlebnis!!
- Danke an Frank für Meldung und Organisation!!
Du kannst mich für 2016 schon auf die Meldeliste setzen, dann werde ich aber bestimmt im Meer baden gehen!!
Ganz zum Schluß: Meine Laufschuhe sind wieder sauber!!
Frauke, Nr 77 aus Zimmer 7
Grizzly 2014 – Withering Heights:
Platz | Zeit | Name | Platz m/w | AK | Platz AK |
---|---|---|---|---|---|
448 | 3:39:55 | Ronald Bader | 399 | M55 | 18 |
509 | 3:43:56 | Uwe Kernn | 449 | M55 | 22 |
645 | 3:52:54 | Susann Rehner | 98 | F | 46 |
910 | 4:12:36 | Susanna Wiegand | 168 | F50 | 24 |
1152 | 4:29:58 | Frauke Keller | 267 | F45 | 52 |
1259 | 4:44:18 | Anne Rehner | 323 | F | 123 |
1288 | 4:47:06 | Katharina Nauendorf | 340 | F50 | 50 |
1289 | 4:47:09 | Ralf Haertel | 949 | M45 | 189 |
1290 | 4:47:11 | Hardy Nauendorf | 950 | M55 | 78 |
1347 | 4:56:17 | Gunter Lach | 982 | M40 | 202 |
1357 | 4:58:08 | Marcus Teschke | 987 | M40 | 204 |
1360 | 4:58:42 | Christoph Rehner | 988 | M55 | 81 |
1361 | 4:58:44 | Birgit Rehner | 373 | F55 | 18 |
1516 | 5:46:00 | Annett Lach | 451 | F40 | 92 |
1517 | 5:46:02 | Beatrix Gosdschan | 452 | F45 | 97 |
1518 | 5:46:03 | Carmen Fischer | 453 | F50 | 67 |
1519 | 5:46:06 | Marco Raboldt | 1066 | M50 | 125 |
Cub Run 2014 – Withering Heights:
Platz | Zeit | Name | Platz m/w | AK | Platz AK |
---|---|---|---|---|---|
111 | 1:42:33 | Marion Schwarz | 38 | F55 | 4 |
112 | 1:42:38 | Frank Seelandt | 74 | M55 | 9 |
397 | 2:29:01 | Andreas Gosdschan | 163 | M50 | 23 |
Grizzly – 09.03.2014
Die Fotos sind von Hardy, vielen Dank!