Brixen Marathon – 29.06.2013

Brixen Marathon aus der Sicht von Trixi

Im Winter meldete ich mich nach langem hin und her für den Brixen Marathon an. Einige bestärkten mich in diesem Schritt, andere lächelten und hielten mich jetzt für total bekloppt. Ich dachte nur, ich werde da schon irgendwie ankommen und freute mich auch schon ganz doll.

2013-06-24_DSCI0185_trixiEndlich war es soweit und wir starteten in den Urlaub. Wir fuhren ab Österreich Landstraße, weil wir unbedingt am Achensee vorbei fahren wollten. Dort angekommen sah man auch schon sehr viel Schnee auf den Bergen. Je näher wir Brixen kamen, umso mehr rutschte ich in meinen Sitz hinein. Die gewaltige Höhe der Dolomiten machte mir Angst. Natürlich wusste ich, dass es hohe Berge sind, aber wenn man dann davor steht oder fährt, ist das alles so gewaltig!
Ich saß jedenfalls im Auto und hätte heulen können und dachte nur: Wie blöd muss man eigentlich sein… sich so etwas freiwillig anzutun – und das, ohne die läuferischen Voraussetzungen zu haben.
Die Ankunft auf unserem Bauernhof lenkte mich erstmal ab und ich genoss die wundervolle Aussicht. Der Hof lag auch auf 1.500 hm . Jeden Morgen schaute ich vom Balkon und sah die Plose , die es ja zu bezwingen galt. Der Anblick schüchterte mich aber immer weniger ein und langsam schlug meine Angst doch wieder in Vorfreude um .
Die Gipfelregion der Plose wurde erneut mit einem halben Meter Schnee beglückt. Nett anzuschauen aus der Ferne, zum Laufen doch eher ein Problem.
Der Veranstalter reagiert mit Vernunft . So lässt man den Lauf kurzfristig in diesem Jahr bereits auf 2.048 m üNN an der Bergstation der Plosebahn in Kreuztal enden und hängt das fehlende 8,5 km Wegstück im Tal dran , so dass wir „nur“ 1.900 hm bewältigen mussten ( was übrigens mein Glück war ).
Das erfuhren wir bei der Startnummernabholung. Man konnte förmlich die Erleichterung einiger Läufer spüren, mich eingeschlossen.
Auf dem Domplatz steht alles im Zeichen des Laufevents. Eine Bühne ist aufgebaut und kleine Messestände. Es gab Pasta oder Speckknödel zur Einstimmung.

Höhepunkt ist um 19 Uhr der Frauenlauf , bislang Südtirols einzigen. Auf einem zwei-Runden-Kurs wird durch die Stadt gejoggt.
Simone war von uns die Einzige, die beim Frauenlauf mitlief. Wir anderen standen an der Strecke und feuerten alle an. Für uns war das ein toller Einstieg und Simone hat sich selbst bewiesen wie schnell sie noch rennen kann .
Dann nach Hause und versuchen zu schlafen, was bei mir ja die ganze Zeit nicht so funktioniert hat.
Sehr relaxt geht es zu am nächsten Morgen. Die Sonne scheint und die Starter scheinen nicht so verbissen zu sein, wie bei einem Stadtmarathon.

Ich halte mich an Marco R. und hoffe von seinen Erfahrungen profitieren zu können! Ganz harmlos und gemütlich , mit anderen Worten , flach und auf Asphalt, sind die ersten Kilometer ideal, um erstmal in die Gänge zu kommen. Erst geht es durch die Gassen der Altstadt und dann immer an der Eisack entlang.
Wir laufen über eine moderne Hängebrücke -gleichzeitig Wendepunkt- und kommen an das andere Ufer. Wir liefen immer den anderen hinterher, bis Marco sagte „irgend etwas stimmt hier nicht“. Tatsächlich hatten wir uns ein wenig verlaufen und drehten um – zurück zur Eisack und weiter Richtung Brixen. Noch zweimal überqueren wir die Eisack und dann heißt es Abschied nehmen von Brixen. Denn nun führt uns der Weg geradewegs aus dem Tal hinaus und das bedeutet im Klartext: Rauf auf den Berg!
Eben noch auf Asphalt und umgeben von Häusern verschluckt uns nun der Wald. Die ersten Steigungen nehmen wir noch recht locker. Später treten wir hinaus auf grüne Wiesen und werden von einem herrlichen Panorama überrascht. Bei Mellaun laufen wir an Petras Unterkunft ( Summerer Hof ) vorbei, an einem anderen Bauernhof werden wir mit Alphornklängen empfangen.
Oberhalb von St. Andrä erreichen wir auf 1.067 m ü NN die Talstation der Plose-Kabinenbahn. Familie Seelandt sahen wir zuerst, die sofort Zeichen an unsere Fans weiter leiteten. Erstmal geknuddelt und dann weiter zu meinen Eltern, Frank, Carmen und Andy. Küßchen Küßchen, Fotos machen und weiter. Unsere Lieben können mit der Gondel den 1.000 Meter höher gelegenen Zieleinlauf in 10 min erreichen , während wir noch einen -allerdings sehr viel attraktieveren- Umweg von 22 km nehmen dürfen.
Frisch gestärkt verliert der steile Wiesenhang gleich seine Schrecken. Ab geht es in den Wald. Bis auf wenige Kurven führt der Forstweg am Berghang entlang immer gerade aus und vor allem fast permanent leicht bergauf. Auf lang gezogenen Steigungen können wir unsere Berglauftauglichkeit unter Beweis stellen. Oder auch das Gegenteil – und nun ratet mal wie es mir erging…!
Marco sagte: „Wir gehen jetzt den Berg hoch“, aber mit seinem geübten Wanderschritt konnte ich nicht mit halten. Die ersten Schmerzen in den Oberschenkeln machten sich bemerkbar. „Du musst kleine kurze Schritte machen“, sagt Marco.
Das war gar nicht so einfach und ich musste Marco ziehen lassen. Er hat aber immer gewartet und auf mich aufgepasst, DANKE MARCO !
Richtig Spaß machte mir der Abschnitt ca. ab km 24,5. Wir folgen einem gewundenen wurzeligen Trail. Der weiche, dichte Nadelbelag lässt uns wie auf Kissen laufen.
Ungefähr dort traf ich auf Anita. Sie war uns vorher schon aufgefallen, da lief sie jedoch noch mit ihrem Mann. Sie sagte mir, sie steige aus, sie will und kann nicht mehr. Sie wäre schon zwei Mal und jetzt das dritte Mal dabei und noch nie ins Ziel gekommen. Na, da war sie ja bei mir an der richtigen Stelle, denn aufgeben ist ja so gar nicht mein Ding! Ich überzeugte sie, dass wir doch noch genug Zeit haben, um es im Limit zu schaffen – „wir kommen ins Ziel!“ – „Gemeinsam könnten wir es schaffen“, sagte sie. Meine gute Tat des Tages 😉
Bei ca. km 26 kommen wir aus dem Wald heraus und man hat einen wundervollen Blick auf das Aferer Tal, ein wunderbares Naturidyll. Der Blick auf die Geißlergruppe ist fantastisch. Ein Stück weiter sieht man die markante Doppelspitze des Peitlerkofels, dessen Konturen zieren übrigens das Logo des Marathons.
Marco wartete noch bei km 30 an einem Getränkestützpunkt. Ich sollte jetzt mal Wasser mit Salz trinken, sehr fürsorglich. Ich erzählte ihm von Anita und das wir zusammen ins Ziel kommen wollen und erst ab diesen Zeitpunkt lief Marco dann für sich. Also ganz „gentleman like“ hätte er mich nicht alleine gelassen . Danke 🙂 , hat Spaß mit Dir gemacht!
Jedes Tal hat ein Ende. Wir verlassen die Passstraße und zweigen auf einen Forstweg ab. Harte Laufarbeit bergan ist angesagt. In zahllosen Serpentien und Kurven sind 350 hm am Stück zu erobern. Man ist mit sich selbst beschäftigt, nur der Ausblick lässt einen genießen. Hoch über dem Aferer Tal geht es zunächst auf bequemen Naturwegen, dann auf schmalen Wanderpfaden in leichtem Auf und Ab weiter.
Überwältigend ist das Panorama entlang des Höhenwegs, auch wenn zunehmend Wolkenschwaden den Blick trüben und sich die Sonne verabschiedet. Mit zunehmender Höhe wird es kälter und zugiger.
Der Wanderweg mutiert zu einem schmalen Steig, der sich am steilen Hang entlang windet. Über ausgesetzte Felsen, Stufen und Bachläufe führt er hinweg, teilweise ist er mit Geländern und Seilen gesichert. Der Boden ist mit triefendem, glitschigem Schlamm bedeckt, dessen Ursache unschwer auszumachen ist – Schnee! Erst ein paar Flecken und dann ein immer dichter werdender Teppich. Das hat richtig Spaß gemacht und genau da -haltet Euch fest- zündet sich die liebe Anita eine Zigarette an. Brauchte sie zur Beruhigung ihrer Nerven 😉 Ich fand es so schade, dass ich keinen Fotoapparat dabei hatte, denn so etwas habe ich ja überhaupt noch nicht erlebt – ich hatte also viel Spaß neben der ganzen Anstrengung!
Über Stock und Stein geht es nun parallel zum Hang weiter. Noch eine Kurve und einige Meter höher liegt die Rossalm auf 2.180 m ü NN , sie ist unser höchst gelegener Streckenpunkt. Dort konnte man den Bergpreis gewinnen, habe ich aber knapp verpaßt 🙂
Das finale Wegstück führt bergab, entlang des „Woody Walks“. Man konnte schon von weitem MEINEN Andy sehen, der mit seiner gelben Pegasosjacke regelrecht leuchtete. Anita und ich freuten uns riesig, ich hatte ihr ja schon viel von ihm erzählt.
Andy hatte auch meine Jacke dabei, das war super denn mir ist schon richtig kalt geworden. Er ist eben der BESTE!!! Zu dritt ging es dann Richtung Ziel. Anita wurde immer euphorischer und fing tatsächlich wieder an zu rennen. Noch ein Hügel und oben steht Frank.
Ich rufe und schwenke mit den Armen und Frank schwenkt mit. Plötzlich ist auch Anitas Mann da und die Freude ist groß. Dann noch durch das Tor und Frank wird erstmal geherzt. Freude über Freude und nur noch ein kleines Stück. Andy vor uns und Frank dahinter, ich sehe meinen Vater und rufe: „ICH BIN EIN KAMPFSCHWEIN“. Selbst jetzt beim schreiben kommen mir fast die Tränen .
Ein großer aufgeblasener Zielbogen, stilvoll mit blauem Teppich unterlegt, erwartet uns beim Zieleinlauf in der Bergstation von Kreuztal .
Ab durch das Ziel, Anita und ich jubeln, wir fallen uns in die Arme. Ich drücke jeden den ich kriegen kann und die Emotionen kochen. Anita hat sich 1000 mal bedankt, dass ich sie mit genommen habe. Nach 3 Anläufen ist nun auch sie ein Finisher. Wir bekommen unsere schwer verdiente Medaille und unser Finishershirt und lassen alles erst einmal sacken.
Auch wenn uns der finale Gipfelsturm in diesem Jahr versagt geblieben ist, dieser Marathon war auch so ein besonderes Erlebnis, für mich mein Schönster! – Danke dafür Frank , das war ja Deine Idee!
Jetzt erstmal ein Bier und allen gelaufenen Pegesossen gratulieren .Es waren auch wirklich noch alle da, das fand ich total super, habe mich riesig gefreut. Es freuten sich auch alle für mich, meine Eltern waren absolut Stolz und mein Mann hatte größten Respekt. Carmen hatte fast Tränen in den Augen. Carmen ich verspreche Dir, wir laufen den nochmal zusammen .
Unsere Höhentrainingsmädels haben eine super Zeit hingelegt und Marion, ganz berguntrainiert, konnte da locker mithalten. Unsere Rehners kamen ganz routiniert zusammen ins Ziel. Marco wurde durch mich ja eindeutig aufgehalten, sorry nächstes mal klappt das besser. Naja und dann kam ich.

Birgit sagt: „Vorne rennen die Bleistifte und hinten die Radiergummis!“

In diesem Sinne , freu mich auf ein nächstes Mal
EURE TRIXI


Die Fotos sind von Trixi, vielleicht folgen ja noch einige!


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