Swissalpine Marathon – 28.07.2012 (Erlebnisbericht)

Swiss Alpine – Marathon als Herausforderung

Laufbericht von Katrin Mikolajski

„K 78 – K 42 Finisher des Swissalpine Marathons in Davos“ …oft habe ich diesen Schriftzug auf einem Laufshirt schon gelesen! So ein Shirt will ich auch haben, dachte ich!

„Swissalpine – more than a race“, so wird der höchstgelegene Marathon Europas beworben: „ein hochalpines Juwel mit anspruchsvollen Auf- und Abstiegen auf rauhen Bergtrails!“
1720 Höhenmetern hinauf und 1550 Höhenmetern hinunter, dies muss mit einem Mal bewältigt werden und dabei wird die Luft auf 2739 Metern am Sertigpass doch schon sehr „dünn“!

Als wir, mein Mann Gregor und ich, unsere Anmeldung dazu im letzten Jahr ausgefüllt haben, haben wir das alles erstmal verdrängt und uns beruhigt, „… das wird schon, das haben andere auch geschafft, bis dahin trainieren wir ordentlich…“ …doch im Hinterkopf hatte sich hartnäckig das Höhenprofil eingenistet!

Da sieht man es schwarz auf weiß, den Anstieg zur Keschhütte (2632m) von 1375 Metern ausgehend, später dann sogar auf gepunkteten Bergwanderpfaden zu bewältigen, über verblocktes Gelände muss man dann über Schneefelder wieder runter und auch gleich wieder hoch zum höchsten Punkt der Strecke, zur Sertigpassüberschreitung auf 2739 Metern, dann stehen da erst 23km auf der Kilometerachse! Bis Sertig-Dörfli siehts dann natürlich lustig bergab aus…und dann sind ja nur noch schlappe 12 Kilometer bis nach Davos zu laufen!

Nun ja, …wir wollten es ja nicht anders, Katrin möchte ein T-Shirt, der Saisonhöhepunkt war für den 28.7.2012 gefunden, nun musste trainiert werden. Lange Läufe sind wichtig, also 6 Stunden von Fellbach bei Affenhitze durchleiden, da konnten wir auch schon mal das Wandern üben! Ein Etappenlauf in Holland stärkte die Leidensfähigkeit und auch die Muskulatur, denn 5 Rennen an drei Tag beanspruchen die Knie und Gelenke doch ganz schön. Radfahren in der Schwäbischen Alp und Läufe im Schwarzwald,…manchmal fragten wir uns, ob es in der Schweiz überhaupt noch bergiger und anstrengender sein kann!
Mitte Juni haben wir noch unser „Abschlusstraining“ am Brocken im Harz eingeschoben und merkten schon, das Training hat angeschlagen, die Beine trugen uns ordentlich hoch und runter. Lustiger Weise trafen wir auf dem Harzer Gipfel einen Läufer, der sich wie wir auf den Swissalpine vorbereitete und uns als mehrfacher K 78er Bezwinger wertvolle Tipps gab: Man solle die letzten Kilometer nicht unterschätzen, laut Plan (der ja in unserem Hinterkopf stets präsent war!) läuft man die letzten 12 Kilometer zwar 300 Höhenmeter herunter, aber…es gibt dort lauter kleine gemeine Anstiege, das sollte man wissen,…recht hatte er,…doch dazu später!

Der Starttermin rückte immer näher und der Respekt wuchs stündlich mit! Ein Quartier in der Nähe von Davos wurde gefunden, die Startunterlagen kamen an, die Wettervorhersage bekam von Tag zu Tag an Wichtigkeit,….in der Höhe könnte ja auch durchaus auch im Sommer…Schnee liegen!

Und dann gings los! Warm war es Ende Juli nicht unbedingt, im Gepäck war alles an Hosenlängen, was der Schrank so hergab, auch Skiunterwäsche und Handschuhe mussten mit, nicht zu vergessen die Riesenmenge an Sportlernahrung!

Gut, dass wir unser Quartier weiter weg von Davos hatten, denn so haben wir die Unwetter nicht direkt erlebt, die am Tag vor dem Wettkampf in den Bergen niedergingen und zur Verlegung des Starts des langen Kanten 78km führten. Natürlich hatten wir Regenkleidung und ich sogar einen Schirm am Starttag mit dabei, den ich vor dem Start in Bergün auch aufgespannt habe, denn die Wechselkleidung sollte trocken in den Lastwagen gelegt werden.

Auf der Bahnfahrt von Davos zum Startort Bergün haben wir die am frühen Morgen gestarteten Läufer des 78 Kilometerlaufes von der Bahn aus gesehen,….für mich unglaublich, dass man vor unserem Lauf noch 36km in diesem Gelände laufen kann, um dann den K 42 noch dranzuhängen,….Hochachtung! Und auch während meines Laufes musste ich meiner Bewunderung für die K78, die man manchmal überholt hat, immer wieder Raum geben.

Gegen 11Uhr30, zum zweiten Start des K42iger, den für langsamere Läufer, haben Gregor und ich uns dann bei Donnergrollen, Regen und Wolken mit mulmigem Gefühl in Bergün aber getröstet, dass es nur besser werden kann, wir laufen schließlich vom schlechten Wetter weg, es ist nicht zu kalt, nicht zu warm, Jacke, Mütze sind dabei, der Veranstalter wird schon wissen, was zu tun ist, die Gewitter sind erst für den Abend angesagt, wir sind sehr gut trainiert sind,…und…wenn es nicht mehr gehen sollte, geht man eben,…oh, Startschuss….es geht los!

Die nächsten 5Stunden30 vergingen eigentlich sehr schnell, es nieselte, die Mitläufer liefen nicht so schnell, man hatte Platz, an der ersten Steigung gingen die ersten, doch wir (Harz gestählt) schlappten nicht schnell, aber beständig hoch. Es regnete weniger, das erste Powergel wurde verputzt, oh, Baumgrenze, wow, der Nebel lichtet sich, yeah, ich höre Murmeltiere pfeifen,…doch zu viel schauen geht nicht, der Bergpfad will belauf…nun ja eher begangen werden. Dort oben ist ja schon die Keschhütte, kein Problem. Merkwürdig, ich schaue überhaupt nicht auf die Uhr! Die Sonne scheint, ich sehe Gletschereis, Bergseen, eine lange, bunte Schlange, die sich den Berg hinauf – und später auch hinunter windet! Keiner drängelt, keiner schubst, jeder kann in seinem Tempo laufen und gehen. Einige Unermütliche feuern uns an, das tut unglaublich gut! Mit Hochgefühl stürze ich mich nach der Keschhütte den Berg hinunter. Bin noch nie so schnell den Berg hinunter gekommen! Auch das nächste Wanderstück vergeht sehr schnell, ich versuche immer wieder, die Murmeltiere zu erspähen, die beständig vor merkwürdigen Wesen in Funktionskleidung warnen! Oh, da ist ja schon der Sertig-Pass, die höchste Stelle. Hier mache ich eine längere Pause, esse, trinke, ziehe die Jacke über, aber das Wetter ist klasse, Sicht, nur ein wenig Wind, keine Nässe. Nun gehts endgültig bergab, oh jeh, jetzt tuts aber weh,…steil gehts bergab, die Beine schmerzen,…in Sertig-Dörfli habe ich einen kleinen Tiefpunkt. Noch 12 Kilometer, wie lange wird das wohl dauern, die Beine tun doch ganz schön weh! Aber,…sie tun brav ihren Dienst und laufen weiter! Laufgemeinschaften tun sich zusammen, man plauscht und redet übers Laufen, das lenkt ab. Nun kommen wir in den Wald vor Davos, ein wunderbarer gut zu belaufener Singletrail macht Spaß, ja, ich gebe zu, es beflügelt mich, dass ich noch so gut laufen kann und ordentlich überhole! Viele gehen jetzt fast nur noch. Halt, da höre ich Lautsprecheransagen! Davos! Sportzentrum….unglaublich, ich bin da! 5:31:31, 96. Frau, 10. in meiner Altersklasse. Das Ergebnis ist mir eigentlich egal, ich bin sehr froh und stolz, dass ich diesen Lauf gut überstanden habe, es hat sogar Spaß gemacht! Im Ziel warte ich nun auf Gregor mit einem wunderbaren Sportgetränk (Erdinger alkoholfreies Bier) in der Hand….das prognostizierte Gewitter beginnt, Gregor bekommt nach 6:09:09 (586. Platz und 106. in seiner Altersklasse)…..leider noch ein paar Regentropfen ab, die sich dann später zu einem veritablen Gewitter verstärken!

Aber wir sitzen dann schon längst geduscht im Trocknen in Davos und freuen uns mit 802 Männern und 299 Frauen über einen gelungenen Marathon,…ach,…übrigens, ich habe es jetzt auch, das Finisher Shirt K42 vom Swissalpine Marathon!

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