„Kein Finisher und trotzdem glücklich!“
Den traditionsreichen Brüder Grimm Etappenlauf (von Hanau, der Geburtsstadt von Jacob und Wilhelm Grimm, nach Steinau, wo sie ihre Kindheit verbrachten) gibt es seit über drei Jahrzehnten und die LG Pegasos war schon etliche Male dabei.
Es handelt sich dabei um fünf Etappen (eine am Freitag und jeweils zwei am Samstag und Sonntag) zwischen 14 und 18Km (insgesamt 81,3Km) mit 49 bis 357 Höhenmetern.
Also mir Uwe im Januar von erzählte, dass er dort im Juni starten möchte, informierte ich mich im Internet darüber und entschied: “Klingt hart, aber interessant!”.
Also meldete ich mich ebenfalls an, zumal ich das Angebot bekam, ebenfalls im Wohnmobil zu übernachten und somit eine Unterkunft sicher hatte.
Wir reisten am Freitag zur ersten Etappe an und hatten ordentlich mit der Hitze zu tun, denn innerhalb von zwei Tagen verdoppelte sich die Temperatur annähernd. Nachdem wir in Hanau unsere Startunterlagen abgeholt hatten, spazierten wir bei 34°C im Schatten Richtung Hanauer Marktplatz, wo die 16Km lange Rotkäppchen-Etappe nach Niederrodenbach starten sollte. Zwischendurch kühlten wir uns noch mit einem Eis ab, denn Schattenplätze gab es kaum.
Trotz der nur 49 Höhenmetern war bereits die erste Etappe eine Qual, da wir die meiste Zeit ungeschützt in der knalligen Sonne laufen mussten – meine 16Km waren langsamer als meine letzten 16Km beim London Marathon… Doch so erging es scheinbar allen, auch Uwe hatte zwar mit der Hitze zu kämpfen, aber (er hielt mich wie immer auf Distanz 😉 und) er sicherte sich gleich mal den ersten Platz seiner Altersklasse – Respekt!
Schon nach der ersten Etappe war ich so fertig, dass ich mir nur schwer vorstellen konnte, in den nächsten Tagen weitere vier Etappen zu laufen. In der Nacht kühlte es kaum herunter, so dass ich schlecht schlief und wenig erholt in den Samstag kam.
Am Morgen gab es einen “hoffnungsvollen” ordentlichen Regenguss, aber pünktlich zum Start zeigte sich wieder die Sonne und eine unangenehme Schwüle breitete sich aus!
Die morgentliche Dornröschen Etappe (14 km – 195Hm) von Niederrodenbach zum Busbahnhof in Neuenhaßlau war zwar die kürzeste, aber für mich bei drückenden Bedingungen wieder schwer zu laufen. Ich kämpfte mit meinem Kreislauf und hatte Puddingbeine, so dass ich mit Mühe und Not das Ziel erreichte. Uwe verteidigte seine AK-Führung und sah ganz entspannt der Schneewitchen Etappe (17 km – 173Hm) am Nachmittag entgegen – so, wie wir ihn kennen 😉 Ich dagegen haderte mit mir: Mein Kreislauf fuhr Achterbahn und die pralle Sonne bedröhnte mich weiter… auf der einen Seite meine Vernunft “Gesundheit geht vor” , auf der anderen Seite Cordulas gut gemeinten Tipps “nicht, dass du es bereust – dann kommst du nicht in die Gesamtwertung”. Irgendwann stand für mich aber fest, dass sich mein Körper nach einer Pause sehnt und die sollte er am Nachmittag bekommen!
Uwe machte sich bei wieder sehr heißen Temperaturen mit den Mitstreitern auf die dritte Etappe. Ich fuhr mit Cordula mit dem Womo in den Zielbereich und von dort mit dem Fahrrad dem Läuferfeld entgegen. Cordula hatte immer mehrere Wasserflaschen auf dem Fahrrad dabei, die nicht nur Uwe (und mir), sondern auch der durstigen Konkurrenz gereicht wurden, was im Teilnehmerfeld gut ankam! Läufer sind eben eine große Familie ;-). Von der Hitze gezeichnet kam Uwe erfolgreich im Stadion von Gelnhausen ins Ziel.
Am Samstagabend fand in der Stadthalle Gelnhausen die traditionelle Nudelparty für die Teilnehmer/Freunde des Grimm-Laufs statt, bei der es -neben etlichen Nudelvarianten- auch eine Tombola und ein Bühnenprogramm gab. In diesem Jahr trat eine Capoeira-Truppe auf, die mit ihren zwei Auftritten die Stimmung in der Halle zum kochen brachte. Der Abend wurde dann mit dem Grimm-Märchen „die Lebenszeit“ vom Eventsprecher XXX beschlossen…
Nachdem ich ja nun nicht mehr “in die Gesamtwertung kommen konnte”, plante ich für mich nur noch die vierte Etappe -mit 357 Höhenmetern die “Königsetappe” für uns Flachlandläufer- und schlief mit gutem Gefühl bei etwas milderen Temperaturen ein.
Auch der Sonntag zeigte sich wieder von seiner besten Seite und wir spazierten bei strahlendem Sonnenschein zum Start am Untermarkt Gelnhausen. Da ich einen gemütlichen Ausklang plante, stellte ich mich beim Start weit nach hinten, was zur Folge hatte, dass ich 200m nach dem Start aufgrund der engen Gassen erst einmal ca. 1min stand, bis es weiter ging. Die Frau Holle Etappe (16,8 km – 357Hm) von Gelnhausen nach Wächtersbach führte größtenteils durch Waldgebiete, so dass die Sonne erträglich blieb. Irgendwie war heute alles anders, denn es lief wie geschmiert. Ich kam mir vor, wie eine Bergziege, denn die Berge bereiteten mir überhaupt keine Probleme und ich war nur am überholen (klar, wenn man weit hinten startet). Irgendwann kam mir sogar Uwe entgegen, so dass ich merkte “es läuft”. Im Ziel war ich einfach nur glücklich, denn der Spaß war zurück – scheinbar hatte ich mich an die Hitze gewöhnt. In mir reifte der Plan, doch noch zur letzten Etappe anzutreten! Auch Uwe war erfolgreich und verteidigte die Führung in seiner AK.
Nach dem Lauf fuhren wir mit dem Womo in den Zielort der letzten Etappe (Steinau), da der Veranstalter einen Busshuttle von Steinau zum Start nach Bad Orb anbot. Die Mittagssonne zeigte wieder ihre volle Kraft, so dass wir uns Schatten suchen mussten, um regenerieren zu können. Noch immer hatte ich Lust, am Nachmittag zu laufen. Als ich im Shuttle saß, gab es kein zurück mehr…
Auch im Startbereich gab es bei knapp 30°C kaum Schatten, aber ich freute mich immer noch auf den Lauf!
Die Hänsel und Gretel Etappe (18 km – 209Hm) war zugleich auch die längste Etappe. Kurz nach dem Start ging es fast die kompletten Höhenmeter der Strecke über mehrere Km bergauf, wo ich ausnahmsweise mal wieder Uwe einholen konnte. Das lag allerdings auch daran, dass er nicht nur eine Etappe mehr in den Beinen hatte, sondern als “Träger des gelben Trikots der AK60” seine direkten Konkurrenten mittlerweile genau kannte und somit taktieren konnte, ohne seine letzten Körner zu verschwenden!
Nach ca. 10 Km blieb es recht flach, aber auch sehr heiß und ungeschützt, so dass wir viel Wasser zum Trinken, aber auch Herunterkühlen benötigten.
Äußerst zufrieden kam ich im Ziel an und obwohl ich kein richtiger Finisher war, kann ich nur sagen: “alles richtig gemacht!”
Uwe finishte “richtig” und lief ganz souverän zum Sieg in der AK 60 – herzlichen Glückwunsch zu dieser Wahnsinnsleistung!
Im Anschluss fand direkt auf dem Marktplatz von Steinau die Siegerehrungstatt, wo eine größere Bühne aufgebaut war, auf der zur Einstimmung eine Liveband spielte.
Dazu gab es unterschiedliche Stände, an denen man sich flüssig und fest stärken konnte – ein gelungener Abschluss eines tollen Events!
Vielen Dank an Uwe und Cordula, dass ihr mich in eurem Womo aufgenommen habt, es war tolles Event-Erlebnis!
Mit flügelschlagendem Gruß
Marco Ast