Laufbericht Röntgenmarathon
von Marcus T.
Am 29.10.17 startete ich beim Röntgenmarathon in Remscheid im Bergischen Land.
Jedem, dem ich vorher davon erzählt hatte, schaute mich erstaunt an und meinte: „…nie gehört“.
Zur Erklärung: ich hatte in der Runner´s Zeitschrift vor etwa 2 Jahren einmal von dem Lauf gelesen. Der Artikel beschrieb den Lauf mit einigen Höhenmetern auf „trailiger“ Strecke als sehr empfehlenswerte Veranstaltung in familiärer Atmosphäre, toller Landschaft und fairem Preis-Leistungs-Verhältnis. Das Besondere ist sicherlich das flexible Laufkonzept, das den Läufern die Möglichkeit bietet, spontan die Strecke auf einen Halbmarathon zu verkürzen oder – bei hinreichenden Kraftreserven – auf einen Ultra Marathon mit 63km zu verlängern.
Kurzum: da mich Landschaftsläufe in etwas strukturierterem Gelände reizen, wollte ich mir mal einen „Trail“ Marathon mit 560 Höhenmetern „antun“. Für einen „Cityläufer“ eine neue Herausforderung.
In der Nacht zuvor tobte sich Sturmtief „Herwart“ über Deutschland aus und es schüttete wie aus Kannen. Meine Befürchtungen, dass umgestürzte Bäume und andere Gruseligkeiten zur kurzfristigen Absage des Laufes führen würden, traten erfreulicher Weise nicht ein.
Wir hatten Glück, denn der Wetterbericht hielt halbwegs seine Versprechungen: kurz vor dem Start um 08:30 Uhr hörte es auf zu regnen und die Sonne ließ sich ab und an blicken.
Die Läufer aller Distanzen starteten zeitgleich und nach einer großen Runde durch den Ort Lennep ging es dann auf in Richtung Wälder und Hügel.
Der Wind war noch sehr heftig und der eine oder andere Schauer kam auch noch einmal vorbei, war aber weniger störend als vielmehr angenehm erfrischend.
Die Landschaft und auch die Strecke kann man als sehr abwechslungsreich und faszinierend beschreiben – der Herbst zeigte sich in seinen schönsten Farben und wenn sich die Sonne blicken ließ, war es einfach ein Genuss für die Sinne.
Kleinere Asphaltabschnitte, sehr viele Waldwege und teilweise auch sehr anspruchsvolle Anstiege ließen keine Langeweile aufkommen und der Regen vom Vortag sorgte auch für die eine oder andere Rutschpartie.
Die Stimmung an der Strecke war ebenfalls prima – die ganzen benachbarten Ortschaften waren auf den Beinen und feuerten die Läufer lautstark an. Mein Favorit war ein ca. 70-jähriger Opa mit einer Hupe, die er nonstop tröten ließ. Abends hatte der in den Händen sicher mehr Muskelkater als ich in den Beinen.
Das Verpflegungskonzept war 100% auf meinen Bedarf abgestimmt – immer wenn ich zum Trinkschlauch oder zum Energieriegel greifen wollte, tauchte hinter der nächsten Biegung eine Verpflegungsstelle aus dem Nichts auf. Es gab Salzbrezeln, Schmalzstullen (lecker !), Obst, Iso-Getränke, Cola, Wasser, usw.. Es herrschte kein Mangel und jeder hatte noch nette aufmunternde Worte für die Läufer, mit denen man an den Verpflegungsstellen sowie auf der Strecke auch untereinander ins Gespräch kam – kein Vergleich zu einem eher anonymen Berlin Marathon o.ä.
Weiter ging es unter der höchsten Eisenbahnbrücke Deutschlands hindurch, vorbei an lauschigen Seen und kleinen Bächen, herbstlich bunten Wäldern sowie dem mittelalterlichen Schloss Burg.
Interessanter Weise gab es nur sehr vereinzelt km Schilder auf den Wegen, so dass man nie genau wusste, wieviel Strecke man noch vor sich hat. Das „Kopfkino“, das man von Straßenläufen kennt, wo jeder km Abschnitt ausgeschildert ist, wurde hier insofern ausgeschaltet und man konnte sich voll auf sich, die Strecke und die Landschaft konzentrieren. Dies empfand ich als extrem angenehm und motivierend.Nach etwas über 5 Stunden war der Spaß dann leider auch schon vorbei.
Rechts bogen die Marathon Finisher ins Ziel ein und links zweigten die Ultras ab. Kurzzeitig flackerte die Idee einer Verlängerung auf einen ersten Ultra in meinem Kopf auf aber die Vernunft (oder eher der Respekt vor weiteren 21km) siegte und ich beendete mit einem zufriedenen Lächeln im Gesicht das Rennen.
Die anfängliche Unsicherheit, was der Körper und die Kräfte zu 560 Höhenmetern beim Marathon „sagen“ würden, ließen mich das Ganze von Anfang an eher behutsam angehen – die Zeit war für mich daher eher nebensächlich.
Interessant fand ich, dass es mir nach dem Lauf körperlich erstaunlich gut ging. Die stark wechselnde muskuläre Beanspruchung auf der Trail-Strecke schien mir besser zu bekommen als die einseitige Belastung auf Asphalt. Nun, dies wird jeder individuell anders empfinden aber ich war eher überrascht und hatte das Gegenteil erwartet.
Fazit: eine gelungene, nette Veranstaltung in toller Landschaft, die ich zu 100% empfehlen kann.
Das Konzept der flexiblen Streckenwahl fand ich sehr gelungen und ein wenig wurde das Interesse an einem Ultra irgendwann in der Zukunft geweckt – vielleicht mal mit einer Distanz von 54km als Einstieg, wer weiß…..